Barrierefreie Bezahlprozesse: So wird der Checkout für alle zugänglich

Definition und Bedeutung der digitalen Barrierefreiheit

Barrierefreiheit im E-Commerce bedeutet, dass alle Nutzer:innen, unabhängig von ihren körperlichen oder kognitiven Fähigkeiten, uneingeschränkt auf alle Funktionen eines Online-Shops zugreifen können. Im Bereich der Bezahlprozesse heißt das, dass der Checkout für Menschen mit Behinderungen genauso reibungslos und sicher ablaufen muss wie für alle anderen. Barrierefreie Bezahlprozesse sind nicht nur ein Akt der Inklusion, sondern auch ein wirtschaftlicher Vorteil: Je mehr Menschen deinen Shop problemlos nutzen können, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit von Abschlüssen und damit auch von Umsatz. Zudem ist es in vielen Ländern, einschließlich Deutschland, durch das im Juni 2025 inkrafttretende Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) gesetzlich vorgeschrieben, barrierefreie Lösungen anzubieten.

Tipps zur Gestaltung barrierefreier Bezahlprozesse

Screenreader-Integration: Wie man Bezahlprozesse screenreader-freundlich gestaltet

Screenreader sind Hilfsmittel, die den Inhalt einer Webseite laut vorlesen. Um eine Bezahlseite screenreader-freundlich zu gestalten, solltest du darauf achten, dass die semantische Struktur der Seite klar ist. Verwende Überschriften-Tags (H1, H2, H3) und ARIA-Labels, um jedem Element eine verständliche Beschreibung zu geben. Dies hilft dem Screenreader, den Nutzer:innen den Seiteninhalt korrekt zu vermitteln.

• ARIA-Labels (Accessible Rich Internet Applications) sorgen dafür, dass wichtige Informationen und Aktionen, wie z.B. „Jetzt bezahlen“-Buttons, korrekt vorgelesen werden.
• Vermeide grafische Buttons ohne Text. Buttons sollten immer mit klarer, beschreibender Schrift versehen sein, die vom Screenreader erfasst wird.

Tastaturnavigation: Bedeutung und Implementierung

Für viele Menschen mit motorischen Einschränkungen ist nicht die Maus, sondern die Tastatur das primäre Navigationswerkzeug. Die Checkout Seite deines Online-Shops muss also ohne Mausbedienung vollständig nutzbar sein. Das bedeutet, dass alle interaktiven Elemente wie Buttons, Links und Formulare mit der Tabulator-Taste erreichbar sein müssen.

• Stelle sicher, dass die Tab-Reihenfolge logisch ist. Nutzer:innen sollten sich intuitiv durch den Bezahlprozess bewegen können, ohne an unerwarteten Stellen hängen zu bleiben.
• Buttons wie „Weiter“ oder „Bestätigen“ sollten prominent positioniert und leicht zu erreichen sein.

Klare und verständliche Inhalte: Nutzung einfacher Sprache, klare Beschriftungen, semantische Struktur

Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen oder Lernschwierigkeiten profitieren von klaren und verständlichen Formulierungen. Vermeide komplizierte Fachbegriffe und achte darauf, dass deine Anweisungen eindeutig sind. Statt „Transaktion finalisieren“ könnte einfach „Zahlung abschließen“ stehen.

• Klare Labels für Formularfelder wie „Kreditkartennummer“ oder „Rechnungsadresse“ sind essenziell.
• Strukturierte Inhalte mit logischer Hierarchie und leicht verständlicher Sprache verbessern die Nutzererfahrung für alle.

Kontrast und Lesbarkeit: Kontrastreiche Farbgestaltung und anpassbare Schriftgrößen

Nicht alle Menschen sehen Farben gleich. Daher ist es wichtig, dass die Farbgestaltung deiner Bezahlseite für Menschen mit Sehbehinderungen oder Farbenblindheit zugänglich ist. Ein starker Kontrast zwischen Text und Hintergrund (idealerweise ein Verhältnis von mindestens 4,5:1) erhöht die Lesbarkeit.

• Biete Nutzer:innen die Möglichkeit, die Schriftgröße anzupassen.
• Verwende gut lesbare Schriftarten ohne Serifen und achte darauf, dass wichtige Informationen, wie z.B. der Endbetrag oder Zahlungsoptionen, hervorgehoben werden.

Barrierefreie Formulare: Tipps zur Gestaltung von Formularen im Bezahlprozess

Formulare spielen im Checkout eine zentrale Rolle. Hier kommt es auf eine barrierefreie Gestaltung an, um allen Nutzer:innen die Eingabe zu erleichtern.

• Fehlermeldungen sollten klar und hilfreich sein. Anstatt „Ungültiger Wert“ besser „Bitte geben Sie eine gültige Kreditkartennummer ein“.
• Nutze Autocomplete-Funktionen für Felder wie Adresse oder E-Mail, um die Eingabe zu erleichtern.
• Führe eine logische Gruppierung der Formularfelder durch (z.B. Rechnungsadresse, Versandadresse, Zahlungsinformationen).

Rechtliche Rahmenbedingungen zur barrierefreien Zahlung

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) ist in Deutschland eine wichtige gesetzliche Grundlage, die von Online-Shop-Betreiber:innen die Einhaltung von Barrierefreiheitsstandards fordert. Ab 25. Juni 2025 sind alle Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen online anbieten, dazu verpflichtet, barrierefreie Lösungen zu implementieren. Dazu gehören auch Bezahlprozesse in Online-Shops. Wer gegen diese Vorschriften verstößt, muss mit Sanktionen und möglichen Bußgeldern rechnen. Das BFSG sorgt nicht nur für eine rechtliche Verpflichtung, sondern bietet auch die Chance, das Einkaufserlebnis für alle Kund:innen zu verbessern und eine größere Zielgruppe zu erreichen.

Mach deinen Online-Shop für alle zugänglich!

Barrierefreie Bezahlprozesse sind nicht nur ein Muss aus rechtlicher Sicht, sondern auch ein Zeichen von Kundennähe und Innovationsbereitschaft. Sie ermöglichen es, alle Kund:innen – unabhängig ihrer Einschränkungen – sicher und problemlos durch den Checkout zu führen. Nutze die Tipps in diesem Artikel, um deinen Online-Shop zugänglicher zu gestalten und so nicht nur rechtliche Anforderungen zu erfüllen, sondern auch das Potenzial neuer Kundengruppen zu erschließen. Starte jetzt und überprüfe, wie du deine Bezahlvorgänge inklusiver gestalten kannst!

Möchtest du Unterstützung bei der Umsetzung? Unsere Expert:innen für digitale Barrierefreiheit stehen dir gerne zur Seite und helfen dir, barrierefreie Bezahlprozesse in deinem Online-Shop zu integrieren. Termin buchen!